DAS HAUS

Kunstforum Palastweiher

 

Das Kunstforum Palastweiher bietet unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen Raum und dient der Kommunikation zwischen Kunstinteressierten, Künstlerinnen und Künstlern. Das Kunstforum wird als Non-Profit-Projekt geführt. Das Atelierhaus besteht seit 2005 und wurde von der Gruppe Kunst und Kultur der Lokalen Agenda 21 initiiert, die sich zusammengefunden hatte, um das kulturelle Leben in Königswinter präsenter und vielfältiger zu gestalten – auch mit der Idee, in dem ehemaligen „Volkswohl-Gebäude“ ein Kunstforum zu eröffnen.

Ziel der Künstlerinnen und Künstler des Hauses ist es, mit dem Kunstforum als Atelierhaus eine feste Säule im Königswinterer Kulturangebot für die Stadt und die Region dauerhaft zu etablieren. Hierbei wird besonderer Wert darauf gelegt, allen Kunstinteressierten ein Angebot von hohem Niveau zu bieten.

 

EINE KLEINE GESCHICHTE DES HAUSES

Wilhelm Auguste Viktoria Haus
Erbaut 1910-1911 von Ferdinand Mülhens
Ottomar Stein, Architekt in Honnef am Rhein

So lautet die Inschrift an der Hausfassade zur Winzerstraße. Der Kölner Kaufmann Ferdinand Mülhens, der auf dem Gut Wintermühlenhof am Fuße des Petersberges lebte, hat dieses Haus als Volkswohlgebäude gestiftet.

Zwei Jahre zuvor hatte er anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares Wilhelm II und seiner Gemahlin Auguste-Viktoria schon die daneben stehende Turnhalle errichten lassen und den Bürgern der Stadt geschenkt. In dem damals errichteten Neubau genannt „Volkswohl“ waren im Untergeschoss Geräte- und Umkleideräume für die Turner untergebracht.

Im Erdgeschoss befand sich ein Raum, als Bibliothek und Lesezimmer bezeichnet. Diese Nutzung ist heute noch an den Wandeinbauten mit Regalen, Vitrinen und Schränken aus dunkler Eiche zu erkennen. Der zweite große Raum im Erdgeschoss war das Sitzungszimmer, in dem die Vereine ihre Versammlungen abhalten konnten. In beiden Räumen wurden inzwischen die schönen Stuckdecken mit zum Teil vergoldeten Kassetten und Zierband wieder freigelegt.

Im Obergeschoss befand sich der Musiksaal. Die Intarsien der Holzvertäfelung zeigen Musikinstrumente. Der größte Saal des Hauses war der Zeichensaal, der die ganze Nordseite des Obergeschosses einnahm. Dieser Saal wurde später in drei Räume unterteilt, in denen sich jetzt Malerateliers befinden. Damit hat dieser Bereich heute exakt seine ursprüngliche Nutzung wieder gefunden. Der ganze Aufbau des Hauses zeigt, dass es zum Wohl von Körper, Geist und Seele des Volkes gebaut wurde.

Das Bauwerk präsentiert einen sehr guten Zustand der Bausubstanz. Dazu trägt besonders die damals neuartige Eisenbetonausführung der Decken und Treppen bei. Das Mauerwerk besteht aus Ziegelsteinen, Keller und Sockelbereich sind bruchsteinverkleidet. Die Fassaden sind verputzt und mit schönen Steingewänden versehen. Man findet noch viele historistische Verzierungen, besonders in neobarocken und neoklassizistischen Formen wie den elliptischen „Ochsenaugen“, den Dreiecksgiebeln, dem Klötzchenfries unter der Dachtraufe, den Doppelpilastern im Putz der Nordseite. Obwohl die alten Baupläne noch nichts davon zeigten, machte sich während der Bauausführung ein wenig der moderne Zeitgeist mit eher zurückhaltenden Jugendstilelementen bemerkbar, z.B. das Eisengitter der Eingangstür, die vergoldeten Dekkenkassetten oder die floral-ornamental ausgeführte Umrahmung der Erbauerinschrift anstelle der geplanten Verzierung mit Girlanden und Troddeln.

Nach der Nutzung des Hauses im Sinne des Volkswohls wurde es bei den Nationalsozialisten zunächst als Heim für die Hitlerjugend genutzt. Ab 1939 wurde in dem Gebäude eine Mittelschule für Knaben und Mädchen aufgebaut, die dort bis 1945 blieb. Als 1945 die Kriegsfront von Westen näher rückte, wurde in der Schule ein Feldlazarett eingerichtet. Im Keller befand sich ein Luftschutzraum. Direkt nach Kriegsende fand im Gebäude das Städtische Lyzeum für Mädchen, das spätere Mädchengymnasium, sein Domizil und blieb dort bis zum Bau eines neuen Schulgebäudes im Jahr 1971. Von 1975 bis 2002 wurde das Gebäude von der Erziehungs- und Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises genutzt.

Seit dem Jahr 2005 entsteht hier das Kunstforum Palastweiher mit Künstlerateliers und Räumen für Ausstellungen und Veranstaltungen.

Lokale Agenda 21 Königswinter
Gruppe Kultur

Königswinter, 6. Februar 2011